Am vergangenen Samstag trafen sich
die Mitglieder des Jugendblasorchesters Klein-Erzgebirge Oederan,
die im Juli am internationalen Folklorefestival "Vitosha"
in Sofia teilnahmen, um ihre gemeinsamen Erlebnisse noch einmal
Revue passieren zu lassen.
Höhepunkt war eine Foto-Präsentation mit Eindrücken
aller sieben Tage beim bulgarischen Partnerorchester, dem Jugendblasorchester
des Kulturzentrums "Dr. Petar Beron" und des 1. englischsprachigen
Gymnasiums Sofia. Zwei bulgarische Musiker waren extra angereist,
um diesen Abend mit den Oederanern zu verleben. Am Ende waren
sich alle Teilnehmer einig: Wieder einmal hat sich bestätigt,
dass Musik Grenzen überwindet. Vorher unbekannte Menschen
wurden schnell zu Freunden.
Alles hatte begonnen, als Alexander Babst, zweiter Klarinettist
und Jugendleiter des Oederaner Orchesters, im vergangenen Jahr
als Beifahrer seine Dirigentin vom Prager Flughafen abholte. Carmen
Fuchs berichtete, dass sie in Sofia ein Jugendblasorchester live
erlebt hatte, dessen Dirigentin Nikolina Angelova sie schon vor
zwei Jahren im bulgarischen Kulturministerium begegnet war. Eine
Videoaufzeichnung von der Probenarbeit dieses Orchesters musste
noch am gleichen Abend eingelegt werden. "Oh, Gott, haben
die alte Instrumente, war mein erster Gedanke. Aber als ich die
Musikstücke und die Arrangements hörte, war für
mich sofort klar, dass ich diesen Klangkörper kennenlernen
wollte", erinnert sich Alexander Babst. Die Idee für
den Jugendaustausch war geboren.
Alle, denen er davon berichtete, waren begeistert und die Oederaner
begannen sofort mit den Vorbereitungen für dieses Projekt.
Am Gründonnerstag dieses Jahres war es soweit: 42 bulgarische
Musiker kamen in der Stadt des Klein-Erzgebirges an, darunter
als einzige Bekannte die Dirigentin. Doch das Eis schmolz spätestens
bei der Einteilung in die Privatquartiere. "Ich bemerkte
die Aufgeschlossenheit und Freude in den Augen der bulgarischen
und deutschen Musikanten", so der Jugendleiter.
Als Überraschung für ihre Gäste hatten die Oederaner
eine Spendenaktion gestartet, um dem Sofioter Orchester neue Instrumente
kaufen zu können. Im Rahmen eines großen Freundschaftskonzertes
übergaben sie ein nagelneues Drumset, das unter Freudentränen
entgegengenommen wurde. Die jungen Musiker verbrachten gemeinsam
eine wunderschöne Zeit mit Spaß, Spiel und Sport, auf
Exkursionen und in gemeinsamen Workshops.
Nach dieser ersten Begegnung waren sich die Oederaner Musiker
einig: Diese Unterstützung muss weiter gehen. In den Sommerferien
folgte nun ihr Gegenbesuch in Sofia. Die bulgarische Gastfreundschaft,
das herrliche Wetter mit - trotz 40 Grad auf der Bühne -
gut verträglichem Klima und die beeindruckende Landschaft
hinterließen unvergessliche Eindrücke. Auch diesmal
hatten die Oederaner ein Geschenk im Gepäck, wenn auch ein
etwas kleineres: Aber über die neue Trompete samt Pflegeset
und Ständer freuten sich die bulgarischen Musikanten genau
so sehr.
"Ich habe viel über die Kultur der Bulgaren gelernt
und habe mich mit dem orthodoxen Glauben und dem kyrillischen
Alphabet auseinander gesetzt", erinnert sich Alexander Babst
noch gern an die Woche in Sofia. "Mittlerweile überlege
ich mir, weiter zur Schule zu gehen, um diese Erlebnisse noch
einmal haben zu dürfen, denn die Einladungen für den
Austausch im nächsten Jahr liegen bereits vor. Bald beginne
ich wieder die Tage zu zählen und zurzeit beschäftige
ich mich damit Bulgarisch zu lernen..."
(CFU/ABA)
9.9.2003
Freie Presse (Flöhaer Zeitung)